Berlin — Bundesforschungsministerin Annette Schavan hat am Dienstag die Sieger der zweiten Runde des Spitzencluster-Wettbewerbs bekannt gegeben. Die fünf Gewinner fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt bis zu 200 Millionen Euro über fünf Jahre. Unter den Gewinnern des Wettbewerbs ist auch Europas größter Softwarecluster „Softwareinnovationen für das digitale Unternehmen“. Der Cluster gilt als „Silicon Valley“ Europas und erstreckt sich über die Zentren Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe, Saarbrücken und Walldorf.

 

In sechs Projekten sollen sowohl der Cluster selbst (Management, Vernetzung, internationale Präsenz, Aus- und Weiterbildung, Verwertung) als auch die technologische und methodische Erforschung und Entwicklung von Software-Lösungen für das digitale Unternehmen vorangetrieben werden. Allein diese Projekte haben einen Gesamtumfang von über 80 Millionen Euro. Weitere Ziele sind die Ausbildung von 5.000 Fachkräften in 5 Jahren, die Gründung von 30 Firmen im Kernbereich des Clusters und die Ansiedlung führender ausländischer Unternehmen an den Cluster-Standorten. Mit der Förderung durch das Bundesforschungsministerium möchten die Partner Europas größten Softwarecluster zu einem Technologiezentrum von globaler Bedeutung weiterentwickeln. Mit der Entscheidung stärkt die Bundesregierung die Software-Industrie in Deutschland. Aktuelle Studien prognostizieren 430.000 neue Arbeitsplätze in der Software-Industrie bis zum Jahr 2030. Software gilt schon heute als Schlüsseltechnologie zur Steigerung von Wertschöpfung und Produktivität.

 

Mit dem Wettbewerb möchte das Ministerium die Innovationspolitik in Deutschland stärken. Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft sollen ihre Ideen schneller in neue Produkte und Dienstleistungen umsetzen und ihre vorhandenen Stärken besser nutzen. Im Software-Cluster sind die großen deutschen Hersteller von Unternehmenssoftware IDS Scheer AG, SAP AG und Software AG sowie über 350 kleine und mittlere Unternehmen der Unternehmenssoftwarebranche wie die IMC AG, die Seeburger AG, die proAlpha Software AG und die intelligent views gmbh vertreten.

 

Die drei führenden Informatikforschungszentren (DFKI, Fraunhofer, FZI) und die renommierten Informatikfakultäten der TU Darmstadt, vertreten durch das LOEWE-Zentrum CASED, der TU Kaiserslautern, dem Karlsruher Institut für Technologie und der Universität des Saarlandes bringen ihre Kompetenzen in Forschung, Entwicklung und Ausbildung in den Cluster ein. Langfristig möchte der Spitzencluster zum weltweit führenden Technologiezentrum im Bereich emergente Software für digitale Unternehmen werden. Schon heute ist die Region als „Silicon Valley“ Europas bekannt.

 

Emergente Software kombiniert dynamisch und flexibel eine Vielzahl von Komponenten unterschiedlicher Hersteller, um die hochkomplexen Anforderungen globalisierter Unternehmen zu erfüllen. Diese Software passt sich dynamisch an die Anforderungen aus dem Markt und im Geschäftsumfeld an, unterstützt komplexe und dynamische Unternehmensnetzwerke, und ermöglicht innovative Dienstleistungen im zukünftigen Internet. Das Prinzip der emergenten Software gilt als Schlüsselinnovation für das digitale Unternehmen und das Internet der Zukunft.

 

Es gilt die Transformation von Unternehmen, die IT bisher nur als Werkzeug zur Unterstützung ihrer traditionellen Prozesse verwenden, zu vollständig digitalen Unternehmen zu ermöglichen. Zukünftig werden Volkswirtschaften und Wohlstand in der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft davon abhängen, wie gut es den Unternehmen gelingt, sich als digitale Unternehmen zu positionieren.

 

Zitate

Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, DFKI: „Der Spitzencluster wird in unseren drei Living Labs eine enorme Schubkraft bei der praktischen Umsetzung unserer Forschungsexzellenz in disruptive Produktfunktionen entfalten und so die IKT als Innovationsmotor Nr. 1 zum Turbolader für neues Wirtschaftswachstum machen.“

 

Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Rombach, Fraunhofer IESE: „Die für Deutschland und Europa einmalige Qualität und Quantität von Forschungskompetenz und Softwarefirmen hat das Potential, einer führenden, internationalen Marktposition für innovative Geschäftsprozess-Software auf der Basis emergenter Prinzipien.“

 

Dr. Volker Zimmermann, IMC AG: „Das Spitzencluster Software spiegelt den Trend zu Unternehmenslösungen wieder, die nicht mehr von einem Hersteller kommen, sondern von Anbietern, die gemeinsam ihre Lösung als Service anbieten. Für die IMC ist dies die Chance, als mittelständisches Unternehmen die Zusammenarbeit mit andern „Hidden Champions“ und globalen Playern zu beschleunigen“.

 

Peter Gérard, IDS Scheer AG: „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, die Jury von unserer langfristige Clusterstrategie zu überzeugen. Wie den anderen beteiligten Unternehmen auch, war es IDS Scheer ein besonderes Anliegen, durch zielgerichtete Forschung und Entwicklung, aber auch die Vernetzung von Wissen und Fähigkeiten, die Grundlage dafür zu schaffen, dass innovative Produkte und Dienstleistungen schneller und damit erfolgreicher am Markt umgesetzt werden können. Wir stellen uns gerne der Herausforderung, nun unsere Ideen und Konzepte in den geplanten Spitzenclusterprojekten zu realisieren.“

 

Jörg Kleinz, intelligent views gmbh: „Die Spitzenclusterförderung ist eine wichtige Grundlage dafür, dass Softwareinnovationen für digitale Unternehmen entstehen können und dass wichtige Beitrage von kleinen und mittleren Softwareunternehmen optimal eingebracht werden können. Die Software-Industrie ist einer der Zukunftstreiber für unser Land und gerade im Bereich Unternehmenssoftware führend. Als kleines Unternehmen sind wir natürlich froh im Strategieboard bei diesem Projekt unseren Beitrag leisten zu können und verstehen unsere Aufgabe neben dem Einbringen unserer semantischen Technologie auch darin, die Sichtweise von KMU zu vertreten.“

 

Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, BITKOM: „Der Ausbau des international wettbewerbsfähigen Software-Clusters ist eine Grundvoraussetzung zur Schaffung international konkurrenzfähiger Einheiten.“

 

Werner Ernst, proALPHA Software AG: „Immer komplexer werdende Unternehmensprozesse müssen sich automatisch an veränderte Rahmenbedingungen anpassen können. Das ereignisgesteuerte proALPHA Workflowmanagement ist eine hervorragende Grundlage, die aber nur auf der Basis globaler Standards die nötige Wirkung entfalten kann. Die kooperative Zusammenarbeit von mittelständischen Unternehmen wie proALPHA mit Forschungsinstituten und den Großen der Branche im Rahmen solcher Spitzencluster ist eine notwendige Voraussetzung dafür.“

 

Léo Apotheker, SAP: „Die Förderung von Spitzenclustern ist der richtige Ansatz, um Deutschlands technologische Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und somit nachhaltiges Wachstum und zukunftssichere Arbeitsplätze zu schaffen. Die Auszeichnung des erfolgreichen Clusters „Softwareinnovationen für das Digitale Unternehmen“ als Spitzencluster durch das Bundesforschungsministerium ist besonders erfreulich, weil damit die strategische Bedeutung von Unternehmenssoftware in einer weltweit vernetzten Geschäftswelt hervorgehoben wird. Innovative Software unterstützt dynamische Prozesse und gewährleistet Transparenz für alle Unternehmensbereiche und über Unternehmensgrenzen hinweg. Der Cluster birgt daher großes Potenzial für die gesamte Wirtschaft in der Internet-Gesellschaft.“

 

Bernd Seeburger, SEEBURGER AG: „Das Vorhaben ist für die SEEBURGER AG von besonderer Bedeutung, da es nicht nur die Regionen stärken wird, sondern auch deutschlandweit Signalwirkung entfalten kann. Gerade als mittelständisches Unternehmen, wo die vorhandenen Ressourcen schnell begrenzt sind, bieten sich hier gute Chancen, im Verbund mit Forschungsinstituten und Softwareherstellern neue innovative Impulse zu bekommen.“

 

Karl-Heinz Streibich, Software AG: „Ich freue mich sehr, dass wir den Spitzencluster-Wettbewerb von Bundesforschungsministerin Annette Schavan gewonnen haben. Es war immer unser Ziel, zusammen mit allen Partnern in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, unser Software-Cluster weltweit bekannt zu machen. Ich bin mir sicher, dass wir mit der Unterstützung durch die Bundesregierung dieses Ziel erreichen können. Beispiele wie Silicon Valley oder Bangalore zeigen, dass gerade in der IT- und Softwareindustrie international führende Unternehmen in Clustern entstehen. Der Konsolidierungsprozess im Softwaremarkt ist im vollen Gange. Cluster und Allianzen bieten einen Lösungsansatz, um die europäische Softwareindustrie zu stärken. Das Software-Cluster ist damit unverzichtbarer Teil einer erfolgreichen Innovationspolitik in Deutschland.“

 

Pressemeldung als PDF herunterladen