Die klassische Produktionshierarchie wird abgelöst durch die dezentrale Selbstorganisation cyber-physischer Systeme. Die zu fertigenden intelligenten Produkte werden zu aktiven Systemkomponenten und durch systematische Ressourcenschonung wird eine urbane Produktion möglich. Gemeinsam mit Bundesministerin Prof. Dr. Annette Schavan, BMBF, besuchte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer am 20. März 2012 das DFKI in Saarbrücken und diskutierte die Chancen von Industrie 4.0, der 4. Industriellen Revolution, anhand von konkreten Beispielen aus dem Saarland.

Industrie 4.0 steht für einen Paradigmenwechsel in der industriellen Fertigung und gehört zu den Zukunftsprojekten der Hightech-Strategie der Bundesregierung. In digital veredelten Produktionsanlagen, sogenannten Smart Factories, werden neuartige cyber-physische Systeme über IP-basierte Funkprotokolle und semantische Technologien vernetzt und mit industriellen Assistenzsystemen für die Mitarbeiter integriert. Dadurch werden Anlagenteile und Produktionsprozesse autonom und hochflexibel: Die starre zentrale Fabriksteuerung wird durch eine dezentrale Intelligenz ersetzt. Produkte und Fertigungsanlagen werden zu aktiven Systemkomponenten, die ihre eigene Herstellung und Logistik steuern. Damit können auch kleinste Losgrößen bei raschem Produktwechsel und hoher Variantenzahl effizient hergestellt werden. Durch Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, aktive semantische Produktgedächtnisse und die Nutzung von Smart Grids werden neue Optimierungsverfahren für die Ressourcenschonung im industriellen Umfeld realisiert und eine Rückkehr zu einer urbanen Produktion möglich. Das große Potential älterer Arbeitnehmer wird für die Industrie durch eine neue Generation personalisierter industrieller Assistenzsysteme erschlossen, zumal eine Smart Factory es erlaubt, die Produktion individuell dem Takt des Menschen folgen zu lassen.

Die digitale Veredelung der Unternehmensprozesse schafft alternative Geschäftsmodelle und steigert die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen. Erforscht und entwickelt wird diese nächste Generation von Unternehmenssoftware für jede Firma, ob Zulieferer oder Handwerksmeister, Kleinstunternehmer oder Weltmarktführer im Software-Cluster, dem europäischen Silicon Valley rund um die Städte Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe und Saarbrücken. Unternehmensübergreifende, adaptive und flexible Softwarelösungen bilden das digitale Rückgrat für die Teilhabe mittelständischer Unternehmen an der smarten Produktion der Zukunft.

Mit dem Innovative Retail Laboratory (IRL) des DFKI und der GLOBUS SB-Warenhaus Holding stellte sich ein Living Lab des Software-Clusters vor, in dem auf der Basis unternehmensübergreifender Softwarelösungen konkrete Anwendungsbeispiele für den Einzelhandel getestet und ausgerollt werden. Das Innovative Retail Lab wurde in der Kategorie „Beste Kooperation“ mit dem Wissenschaftspreis 2012 des EHI-Retail Institute ausgezeichnet (http://www.ehi.org). Gezeigt wurde eine intelligente Frischetheke, die Zeigegesten erkennt, ein Bezahlmodell für Handys auf Basis von Near-Field-Communication (NFC) und QKies – Kekse mit QR-Codes und individueller Botschaft (www.qkies.de). Die QKies sind ein Kooperationsergebnis von DFKI und dem saarländischen Mittelständler Juchem Food im Rahmen des Software-Clusters. Der mit Lebensmittelfarbe auf Zuckerpapier gedruckte QR-Code verschlüsselt einen Web-Link auf jede Nachricht, z.B. auf eine Einladung zu einem Firmenevent oder eine Produktinformation. Die zweidimensionalen Barcodes können von Smartphones mit einer entsprechenden kostenlosen Standard-App ausgelesen werden. Als „Ort im Land der Ideen 2012“ wird das Projekt „Das digitale Kekszeitalter“ am 10. September 2012 bei Juchem Food in Eppelborn gefeiert.

Weitere Informationen

www.dfki.de DFKI-Website

www.innovative-retail.de IRL-Website

www.forschungsunion.de/veroeffentlichungen/ Bericht der Promotorengruppe Kommunikation der Forschungsunion zu Industrie 4.0