Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Rahmen der strategischen Einzelförderung den Forschungsantrag EVAREST zur Förderung ausgewählt. Beteiligte Partner aus dem Software-Cluster sind das DFKI als Konsortialführer, die Software AG sowie die Universität des Saarlandes. Mit der strategischen Einzelförderung möchte das Wirtschaftsministerium innovative Technologien und Lösungsansätze im IKT-Bereich frühzeitig aufgreifen, um deren praktische Einsatzfähigkeit zu erproben, Marktpotenziale zu beleuchten und Markthemmnisse sowie -barrieren zu identifizieren.

Ziel von EVAREST ist es, die in der Lebensmittelherstellung – quasi nebenbei – anfallenden Daten in sogenannte Datenprodukte zu überführen und auf diesem Weg den Lebensmittelherstellern zusätzliche Erlösquellen zu eröffnen. Ihnen soll es dank EVAREST möglich werden, die derzeit zur Überwachung, Steuerung und Optimierung ihrer Produktion genutzten Sensor-, Maschinen- und Anlagendaten Dritten, z.B. dem Handel oder Informations- bzw. Finanzdienstleistern, zum Kauf anzubieten. Die Daten werden dadurch nicht länger bloßes Mittel zum Zweck sein, sondern erhalten als handelbares Wirtschaftsgut einen Eigenwert. So werden bei der Lebensmittelproduktion für die lokale Auswahl natürlicher Rohstoffe, wie Gemüse, Getreide und Obst, z.B. Daten über Rohstoffqualität, saisonale und regionale Verfügbarkeit sowie über die Marktnachfrage erzeugt. Diese Daten können auch für Dritte von hohem Wert sein. Sie ermöglichen beispielsweise Finanz- und Versicherungsdienstleistern eine frühzeitige Vorhersage von Preisentwicklungen für Rohstoffe. Auf den Spotmärkten werden täglich rund 22 Mrd. Euro bewegt. Entsprechend hoch ist die Zahlungsbereitschaft für derartige Informationen. Dank EVAREST haben die Lebensmittelhersteller damit einen monetären Anreiz, geeignete Daten Dritten als Datenprodukt bereitzustellen. Dies wird einen wichtigen Beitrag für die Entstehung einer Datenökonomie in Deutschland leisten und über die Hebung bislang ungenutzter Wertschöpfungspotentiale echte Mehrwerte schaffen.

Nebeneinander von globaler wie lokaler Plattform

Das technische Herzstück von EVAREST bildet eine Datenplattform, die als zentrale Datendrehscheibe des Vorhabens fungiert. Zum einen laufen auf der Datenplattform die Daten aus der Lebensmittelproduktion zusammen. Sie werden in die Datenprodukte überführt und Dritten gegen Entgelt angeboten. Zum anderen stehen auf der Plattform auch analytische Basisdienste wie z.B. Condition Monitoring oder Predictive Maintenance bereit, mit denen aus den Produktionsdaten wertstiftende Einsichten und Erkenntnisse gewonnen werden können. Über die technische Umsetzung hinaus wird in EVAREST auch das Datenprodukt konzipiert bzw. spezifiziert und ein tragfähiges Geschäftsmodell zu seiner Vermarktung entwickelt.

Die für EVAREST zu entwickelnde Datenplattform ist technisch kein Monolith, sondern besteht aus einer lokalen sowie einer globalen Plattform. Dabei kann der Lebensmittelhersteller stufenlos und flexibel zwischen den beiden Plattformen wechseln. Dies ermöglicht es ihm, völlig frei zu entscheiden, welche Daten er über die globale Datenplattform Dritten zum Kauf anbieten und welche Daten er dagegen aus guten Gründen, z.B. weil sie wettbewerbssensible Informationen beinhalten, lieber nicht herausgeben möchte. Der Lebensmittelhersteller behält so die Hoheit über seine Daten. Zugleich gibt ihm EVAREST auch Konzepte und Methoden an die Hand, mit denen er nicht nur den monetären Wert seiner Datenprodukte einschätzen, sondern diese auch rechtssicher und verlässlich vertreiben kann.

Zum Konsortium gehören neben dem Deutschen Zentrum für Künstliche Intelligenz als Konsortialführer der Software AG und der Universität des Saarlandes mit dem Center for IT-Security, Privacy & Accountability – CISPA  – auch die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft die Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli sowie das FIR Aachen.