FRAUNHOFER IESE

Der Software-Cluster im Südwesten Deutschlands ist Europas „Silicon Valley für Unternehmenssoftware“ und hat sich der Digitalisierung der deutschen Industrie verschrieben. Seit dem 1. September des Jahres führt der Cluster Innovationsprojekte mit dem Silicon Valley, Singapur und Bahia (Brasilien) durch. Die Zusammenarbeit zwischen dem Cluster und der Region Bahia hat dabei den Schwerpunkt „IT für Energiemanagement“ und wird durch die Software Technologie Initiative aus Kaiserslautern koordiniert.

 

Im Software-Cluster kooperieren Unternehmen jeder Größe (z.B. SAP, Software AG, CAS AG, Insiders Technologies) sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen an den Standorten Darmstadt, Kaiserslautern, Karlsruhe und Saarbrücken. In der Region arbeiten mehr als 134.000 Beschäftigte in über 11.000 Software-Unternehmen. Der Erfolg des Clusters basiert vor allem auf der engen Zusammenarbeit der Einrichtungen, die dadurch von Synergien profitieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern können. Sprecher dieses größten Software-Cluster Europas ist der Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern, Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Rombach.

Zurzeit beteiligt sich der Cluster an einer Initiative des BMBF zur Förderung der Internationalisierung und weltweiten Vernetzung von Clustern. Im Rahmen des Projektes SCIKE wurden drei Regionen und Themenschwerpunkte für das Internationalisierungsvorhaben ausgewählt: „Im Silicon Valley engagieren wir uns im Bereich software-definierter Plattformen. In Singapur liegt unser Fokus auf dem Gebiet der Industrie 4.0. Und für den dritten Themenschwerpunkt, IT für Energiemanagement, haben wir uns für die Region Bahia in Brasilien entschieden“, erläutert Prof. Rombach.

Weltweit ist Energie eines der wichtigsten Themen überhaupt. Die ständig steigende Nachfrage nach Energie verlangt nach neuen Lösungen, um Erzeugung, Verteilung und Verbrauch von Energie effizient und umweltverträglich zu organisieren. Den Informationstechnologien (IT) fällt dabei eine entscheidende Rolle zu. Dies hat bereits die laufende Energiewende in Deutschland gezeigt, die ohne eine entsprechende Digitalisierung kaum denkbar wäre. Denn erst durch den Einsatz von IT ergeben sich völlig neue Synergieeffekte und Möglichkeiten für intelligente (smarte) Vernetzung, die Steuerung von fluktuierender Einspeisung und Nachfrage von Energie sowie der Bereitstellung von gänzlich neuen Dienstleistungen für industrielle und private Endkunden.

Vor diesem Hintergrund wurde das Innovationsprojekt zwischen dem Software-Cluster und der Region Bahia in Brasilien konzipiert. Die Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem Cluster, die sich hauptsächlich mit IT beschäftigen, sehen das Energiethema als große Chance, um die Potenziale des heimischen Clusters weiter zu entwickeln und die Region weltweit führend im Bereich IT für Energiemanagement zu machen. „Durch das Bahia-Projekt kann der Software-Cluster seine Kompetenzen in Cross Energy Management, Plattformentwicklung und Datensicherheit in realen Testumgebungen zeigen, Erfahrungen aus anderen Anwendungskontexten sammeln und sein internationales Ansehen weiter ausbauen“, so Prof. Rombach.

Brasilien ist weltweit der zehntgrößte Energiekonsument und der größte in Südamerika. Das Land stellt seine Energieproduktion verstärkt auf Wind und Photovoltaik (PV) um und forciert dabei den Einsatz von smarter IT. Aus Sicht der an diesem Forschungsprojekt beteiligten deutschen Partner bietet die Region Bahia eine hervorragende Testumgebung für datenbasierte Projekte. Hier wurden Anwendungspartner gefunden, die große, heterogene und interessante Datenmengen zur Verfügung stellen. Damit können beispielsweise innovative digitale Wertschöpfungsmodelle für Energiemärkte entwickelt und getestet werden. Die beteiligten Partner aus Deutschland und Brasilien bringen hinsichtlich des Themas IT für Energiemanagement komplementäre Kompetenzen und Interessen ein. Partner aus dem heimischen Software-Cluster haben z.B. wertvolles Wissen aus den Bereichen Cross Energy Management, Erneuerbare Energien, digitale Plattformen, Cybersicherheit, Datenanalysen und Anforderungsmanagement. Partner aus Brasilien haben beispielsweise spezielle Kenntnisse aus dem brasilianischen Innovationssystem sowie über die regionalen und lokalen Energiemärkte.

Leitidee und Herzstück für das Projekt SCIKE Bahia ist die Entwicklung einer Energy Data Platform (EDP). Die Plattform ist in der Lage, gleich mehrere Anwendungsfälle (z.B. Energieverbrauch von Klimaanlagen auf einem weitläufig verteilten Universitätscampus, intelligente Steuerung von Straßenlaternen, Optimierung der Wartungszyklen bei Windkraft- und PV-Anlagen, Verbesserung von Erlösmodellen bei der Einspeisung von Erneuerbaren Energien aus Microgrids) zusammenhängend abzubilden. Dazu werden Daten von den brasilianischen Partnern zur Verfügung gestellt, von der EDP aufbereitet, analysiert, aggregiert und visualisiert. Auf Basis der EDP lassen sich deshalb digitalisierte, datengetriebene Geschäftsmodelle realisieren, mit denen die Flexibilität in Geschäftsprozessen und Märkten erheblich gesteigert wird.

Koordiniert wird SCIKE Bahia durch die Software Technologie Initiative in Kaiserslautern. Sie ist im Cluster aktiv und unterstützt ihre Mitglieder, vor allem kleine und mittlere Unternehmen, Schritt zu halten und stets auf neuestem Stand zu sein, wenn es um die Verbesserung der eigenen Softwareprodukte, den Entwicklungsprozessen und die Qualifikation der Mitarbeiter geht.

Weitere Infos unter: 
www.sti-ev.de
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